Daniela Friedli - Portrait Kappel News
"Wo ist dein Bett?"
Wohnlich ist es tatsächlich im Dachgeschoss des alten Holzschopfs, die Frage eines neugierigen Kindes ist also nicht ganz abwegig. Die 34-jährige Kappelerin liebt ihre Arbeit, aber wohnen tut sie trotzdem nicht in ihrem Atelier an der Mittelgäustrasse, gleich hinter der Metzgerei ihrer Eltern. Immerhin gibt es hier andere Möbel, tolle Spielsachen und allerlei Requisiten, aber das sind Hilfsmittel für die fotografische Studioarbeit. Alle Arten von Menschen, Tieren und Gegenständen lichtet die Fotografin hier ab, wenn sie diese nicht auswärts in Szene setzt.
"Ich habe dich gar nicht bemerkt"
Für eine Fotografin ist das ein Kompliment. Das gilt natürlich vor allem für Veranstaltungen, Firmenanlässe und Feiern aller Art. Je diskreter man sich mit der Kamera bewegt, desto entspannter sind die Subjekte. Und desto besser die Fotos. Wahrscheinlich gegen 200 Hochzeiten hat Daniela schon auf Speicherchips gebannt, und trotzdem immer noch die eine Horrorvorstellung: In der Kirche zu stolpern, behängt mit Kameras und Blitzgeräten! Das ist zum Glück bis heute nicht passiert. „Ich mag Menschen einfach“, sagt die 34-Jährige. Das sei eine wichtige Voraussetzung, um auf dem schmalen Pfad zwischen Vertrauen und Skepsis der Fotografierten zu wandeln.
Die Kappeler sind treu
Apropos wandeln: Sie passt sich auch äusserlich dem Anlass an, sei es aus praktischen Gründen oder um eben nicht aufzufallen. Am Morgen mit einem Tierarzt und in Gummistiefeln bei einer Pferdegeburt, dann mit farbigem T-Shirt an einem Kindergeburtstag, und am Abend in Schwarz und hohen Hacken an einem Cüpli-Anlass. Auf die Frage, welche Promis sie denn schon portraitiert habe, antwortet Daniela zögernd: „Ach, das weiss ich gar nicht so genau…“. Falsche Bescheidenheit? Auch wenn dann Namen wie Usain Bolt, Christian Gross, Stephan Lichtsteiner und diejenigen von zahlreichen National- und Ständeräten fallen: Ihre Zurückhaltung ist authentisch.
Eines freut die Fotografin ganz besonders: „Die Kappeler unterstützen mich, beziehungsweise uns“, lobt sie. Das „uns“ schliesst auch Franca Wenk ein, Danielas 28-jährige Teilzeitmitarbeiterin und ebenfalls freischaffende Fotografin.
Ein Männerberuf?
Als Daniela noch in der Ausbildung war, warnte sie der Seniorchef ihres Lehrbetriebes in Olten: „Fotografieren ist ein Männerberuf – bei all dem Material, das du schleppen musst!“ Daran werde sie immer wieder von Neuem erinnert, wenn sie Kamerataschen, Stative, Lichtequipment und Akkus x-mal ein- und auslade. Weil sie so anpacken kann, geniesst Friedli die Anerkennung von Kunden und Kollegen. Anerkennung verdient sie auch für ihr bald 10-jähriges Geschäftsjubiläum (2019). „Sich mit 24 Jahren selbstständig zu machen, ist wohl nicht ganz alltäglich“, meint Friedli. Aber sie gibt auch zu: „Ich lasse mir nicht gerne dreinreden, will Dinge selber entscheiden.“ Und dass sie eines Tages ein eigenes Fotostudio haben würde, wusste sie schon lange.